Der Regisseur Gernot Kranner hat sich von dem 100jährigen Jubiläum des Theaters Nordhausen inspirieren lassen und Objekte und Kostüme auf die Bühne gebracht, wie sie die Menschen vor 100 Jahren sich für heute, 100 Jahre später, ausgedacht haben – manchmal etwas verstörend. Ein Lob gebührt dem Bühnenbild: Verschiebbare, goldene Gitter teilen die Räume ein, im Hintergrund „Der Kuss“ von Gustav Klimt, allerdings ohne Kopf, um so die Ehe von Graf Eisenstein und Rosalinde zu karikieren – eine Partnerschaft, der die Liebe fehlt.
Kuschelparty in Nordhausen beim Prinzen Orlofsky Nordhausens Publikum feiert ausgelassen mit Johann Strauß’ „Fledermaus“ Ein prächtiges Vergnügen bereitet die „Fledermaus“-Inszenierung in Nordhausen
Auch außerhalb der fünften Jahreszeit bereitet diese „Fledermaus“ ganz Nordhausen nachhaltig Vergnügen. Die nächsten Vorstellungen sind längst ausverkauft. Wohl dem, der ein Billett hat. Denn als Maître de Plaisir wartet der obskure Prinz Orlofsky mit einer Motto-Party auf: die Welt in 100 Jahren. Und weil schon der Salon der Eisensteins mit Klimtschem Jugendstil (Bühne: Ronald Winter) Fassade macht, fühlt der Besucher sich – man kann ja rechnen – im Hier und Heute angekommen. Die souveräne Nonchalance des Prinzen (Carolin Schumann) überragt. Was er an mondänen Lustbarkeiten zwischen der zweifach eingefügten „Pizzicato-Polka“ bietet, lässt keine Wünsche offen und überdauert gar – in scheinbarem Video-Livestream – die Pause.