Kein süßer Vogel Jugend
Ronald Winter hat diese verwirrende Zeit der ersten Liebe, des Erahnens „erwachsener“ Probleme, aber auch der Ausgrenzung, Abweisung und die Konfrontation mit dem Tod mit jenen inszeniert, die es betrifft: fünf Mimen des Theaterjugendclubs. (…) Die Jugend spielt sich selbst, die schwerste Aufgabe des Darstellers schlechthin, kann dabei doch die Intention der literarischen Vorlage leicht auf der Strecke bleiben. Das verhindert gute Regie. Die jungen Wilden agieren diszipliniert und präzise und durch die Bank mit Leidenschaft und Engagement.
Ronald Winter hat die kleine Schauspieltruppe konsequent und freundlich zum Erfolg geführt, ihr die Verzagtheit genommen und den Stoff erklärt. Das ist sehens- und erlebenswert, für aktiv Pubertierende und jene, die es überstanden haben.
Mitteldeutsche Zeitung, 14.2.2012
Früh sterben
Das Leben der Jugendlichen Melchior, Moritz, Wendla, Martha und Ilse wird bestimmt von Schulalltag und Familienleben. Für alle ist der Hinterhof die Freiheit – zumindest am Wochenende. Melchior ist Klassenbester und allseits beliebt, während der schüchterne Moritz bis zur Erschöpfung lernt aus Angst, seinen strengen Vater durch eine Nichtversetzung zu enttäuschen. Martha leidet unter häuslicher Gewalt und liebt Moritz, der seinerseits für die offene, lebenslustige Ilse schwärmt. Melchior trifft sich heimlich mit der sozial engagierten und idealistischen Wendla. Doch als Wendla von Melchior schwanger wird und Moritz die Versetzung nicht schafft, steuert die Gruppe auf eine Tragödie zu.
100 Jahre nach der Uraufführung von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ hat Nuran David Calis seine Neufassung geschrieben, die bei aller Nähe zu Wedekinds Geschichte das Lebensgefühl der heutigen Jugend wiedergibt. Die Konzentration auf die fünf Jugendlichen sorgt für Klarheit und Radikalität. Das Jugendstück in der Regie von Ronald Winter, der in den vergangenen Jahren mit Inszenierungen wie „Lilith. Paradise Loft“, „Trüffelschweine“ und „Nachsitzen“ den Nerv des jungen Publikums getroffen hat, orientiert sich an der Lebenswirklichkeit heutiger Jugendlicher, an ihren Idealen, ihren Nöten, ihren Sehnsüchten, ihrer Sprache und Musik.
Der Nordhäuser Theaterjugendclub zeigt das brisante Stück im Theater unterm Dach. Die nächsten Vorstellungen folgen am 16. Februar um 18 Uhr, am 22. März um 19.30 Uhr und am 24. März um 18 Uhr.
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