Die Überraschung hätte kaum größer sein können, denn welcher anspruchsvolle, historisch informierte (und leider sehr kritische) Operettenfan würde ausgerechnet im thüringischen Nordhauen an der Südseite des Harz die ’Operettenaufführung des Jahres 2006’ erwarten? Im Gegensatz zu sonstigen Operetten-Dekonstrukteuren macht Weiß trotz radikaler Kürzungen nicht den Fehler, die Handlung zu vernachlässigen. Die berühmte Geschichte wird von ihr klipp und klar erzählt, mit einfachen, aber schönen Revue-Bildern, mit Witz und Einfallsreichtum. Highlight des Abends (ist) die Szene im spanischen Hafen, mit einem großen Schiff auf der Bühne, Sternenhimmel und Vollmond.
Klassik.com, 23.12.2006
R. Benatzky
Regie: Kerstin Weiß
Musikalische Leitung: Joseph Olefirowicz
Kostüm: Katrin Kamman
Bühne
(…) Tragisch, dass das Stück für Jahrzehnte aus dem Operettenrepertoire verschwunden war. Um so besser, dass die Wiederentdeckung gerade dem Theater Nordhausen gelungen ist. Die 83-jährige Nichte des Komponisten, Helga Benatzky, war zur Premiere eigens aus Hamburg angereist und applaudierte hingerissen: „Ich bin völlig begeistert.“ Kein Wunder. Kerstin Weiß hat die Mantel- und Degen-Komödie so spritzig inszeniert, dass die altbekannten Helden wie runderneuert wirken. (…) Die Kostüme von Kathrin Kammann und das mit Fleur-de-Lys-Bannern bestückte Bühnenbild von Ronald Winter dürften selbst den Ansprüchen selbstherrlichster Musketiere genügen.